Die Stadt, krachend voll mit musikalischem Talent. Eine Musikszene, die ein mediales Schattendasein fristet, während ihre Musiktitel auf den Playlists der Sender stehen. Wer sind diese Musiker, die allerorten die Bühnen bespielen, von den Zeitschriften und TV-Kanälen aber gnadenlos ignoriert werden?

Fragen, die sich der Fotograf Jim Rakete stellte, als er 30 Berliner Bands zu Fotosessions in sein Studio einlud. Vor den Aufnahmen beantworteten die Musiker einen quälend dicken, proust'schen Fragebogen, anschließend wurden sie von Rakete porträtiert. Entstanden sind nachdenkliche, lustige, skurrile Einzel- und Gruppenporträts in schwarz-weiß, die ein vielschichtiges Bild der aktuellen Musikszene in Berlin ergeben.

Es war vor allem die Haltung der Musiker, die Jim Rakete hinterfragen und in einem Augenblick verdichten wollte. Dabei zeigen seine fotografischen Arbeiten auch eins: Der Wettlauf um Verträge bei großen Plattenlabels und der damit ersehnten Berühmtheit scheint in den Hintergrund zu treten in Zeiten der unaufwändigen digitalen Verbreitung und Vermarktung von Musik: weniger Konkurrenzgedanke, keine kraftmeiernden Interviews statt dessen Einfühlsamkeit, Zuverlässigkeit – und Pünktlichkeit, die der Fotograf nach jahrzehntelangem Umgang mit Musikern leicht irritiert zur Kenntnis nahm.

Der Name Jim Rakete ist wie kaum ein anderer mit der Musikbranche verbunden. Er fotografierte Stars wie Jimi Hendrix, Mick Jagger und David Bowie. Zudem arbeitete er als Manager verschiedener Bands und hat sein Faible für das Genre bis heute nicht verloren.

Mit der Ausstellung Rockpoeten, die in Zusammenarbeit mit radioeins entstand, würdigt Jim Rakete nun Berliner Musiker – ganz gleich ob die Dargestellten bekannt oder eher unentdeckt in ihren Kellern und Proberäumen arbeiten.